(be aware) 2023
Designpreis
für Inklusion

Mit dem ‚(be aware) Designpreis für Inklusion 2023‘ lobte der design inclusion e.V. erneut einen bundesweiten studentischen Designwettbewerb aus. Mit der Auszeichnung sollen Barrierefreiheit, Chancengleichheit, Pflegegerechtigkeit und Unfallverhütung gefördert sowie ein öffentliches Forum für den Inclusive Design Ansatz geschaffen werden.

Das Design muss seine Idee, das Entwerfen für den vernünftigen Gebrauch, über alle Wahrnehmungskanäle ausdehnen. Die Beurteilung der Designqualität erfolgt zu oft ausschließlich über die visuelle Perzeption. Das ist zu wenig, Design kann mehr.

(be aware) 2023 thematisierte in seiner Wettbewerbsausschreibung alle Optionen: Sehen, Hören, Riechen, Schmecken, Fühlen, Tasten, Orientieren und Aspekte des Verstehens, der Verständigung, der Sorge. Alles ist gestaltbar! Diesen Ansatz sollen die Einreichungen erfüllen. Bewertet und geprüft wurden die Projekte auf ihren Beitrag zur Inklusion, ihren Innovationsgrad sowie ihre barrierefreie Bewerbung und Präsentation.

Aus 23 Hochschulen wurden Arbeiten von Studierenden für den Award eingereicht. Die unterschiedlichen Projekte der jungen Designer:innen geben das Spektrum des Designs wieder und zeigen vielfältige Ansätze mit dem Thema Inklusion umzugehen. Der Verein hatte als mögliche Preisträger:innen 6 Projekte nominiert.

Durch die Unterstützung von privaten Stifter:innen wurden für den bundesweiten Designpreis für Inklusion nach dem erfolgreichen Start in 2021 wieder insgesamt 10.000 € ausgelobt. Der design inclusion e.V. würdigte die 5 weiteren nominierten Projekten mit einem Preisgeld in Höhe von je 400 € für ihr Engagement und ihre wertvollen Beiträge für das Thema Inklusion im Design. Das Siegerprojekt durfte sich über 8.000 € freuen.


Vereinsvorsitzender Professor Frank Zebner anlässlich der Feierstunde im Museum Angewandte Kunst:


„Der Designpreis be aware hat sich inzwischen deutschlandweit zu einer renommierten Auszeichnung für den Nachwuchs im Design entwickelt und trägt unserem Anspruch Rechnung, das Thema der Inklusion im Design stärker in den Fokus zu rücken. Es ist uns gelungen, mit Unterstützung der Stadt Offenbach, der gemeinnützigen Rolf und Edith Sandvoss-Stiftung, der Unternehmen Wöhner GmbH & Co. KG und Mato GmbH & Co. KG sowie privaten Stifter:innen einen für Studierende anspruchsvollen Wettbewerb zu etablieren. Die eingereichten Arbeiten zeigen wieder eindrucksvoll, welche Ideen und Lösungen es gibt, um Menschen mit Einschränkungen einen besseren Zugang zur Lebenswelt zu ermöglichen.“

(be aware) winner 2023

loom – Die smarte Tasche

Anna Oestreich
FH Münster, School of Design

Das Projekt ‚loom – Die smarte Tasche‘ ist in einem partizipativen Gestaltungsprozess mit Menschen mit Behinderungen als Co-Designer:innen zum Thema „Transport von Dingen im Alltag“ entstanden und erhielt den nationalen Designpreis (be aware) 2023.

Der Studentin Anna Oestreich von der FH Münster, School of Design und ihren Co-Designer:innen wurde das Preisgeld in Höhe von 8.000 € im Rahmen einer Feierstunde im Museum Angewandte Kunst in Frankfurt am Main überreicht.


Jurybegründung zu loom

„Der liegen gelassene Schlüssel am Arbeitsplatz oder der vergessene Regenschirm im Café – wir alle kennen solche Momente der Unachtsamkeit im Alltag und deren Folgen. Mit der Tasche loom liefert Anna Oestreich von der FH Münster eine Lösung, die allen Sicherheit bietet. Denn das Behältnis zum Transport persönlicher Dinge zeigt durch ein deutlich sichtbares grünes Lichtelement an, dass alle Gegenstände vollständig darin verstaut sind. Dafür sorgen RFID-Sticker, die einfach an Schlüssel, Portemonnaie oder Glücksbringern angebracht werden können.

Das Projekt überzeugt durch seinen inklusiven Designprozess. Die Idee und das Produkt entstanden in den Franz Sales Werkstätten für Menschen mit kognitiven Einschränkungen in Essen. Gemeinsam mit dem Co-Designer Patrick wurde das Alltagsproblem ausgewählt und die Lösung entwickelt. Patrick hat nämlich den Wunsch, in nicht allzu ferner Zukunft seinen Alltag selbstständig zu meistern und in eine eigene Wohnung ziehen zu können. Die Tasche unterstützt ihn auf diesem Weg, denn sie gibt ihm Sicherheit und hilft bei der Ausbildung wichtiger Routinen. Anna Oestreich hat mit ihren weiteren Co-Designer:innen den gesamten Entwicklungsprozess durchgeführt, in Workshops Alltagsprobleme untersucht, Trageposition und Schnittmuster entwickelt und die Herstellung an die Möglichkeiten der Werkstatt angepasst. Auch die Dokumentation in einfacher Sprache zeigt den Co-Design-Prozess auf Augenhöhe. Ein vorbildliches Beispiel für partizipative Designarbeit.“


Raúl Krauthausen (Aktivist für Inklusion und Barrierefreiheit; Gründer und Vorstand von Sozialhelden e.V.) über loom

„Besonders gefallen hat mir der Innovationsaspekt. Ich habe ein solches Produkt noch nie gesehen und finde es daher äußerst spannend und ansprechend. Auch die Tatsache, dass es von Beginn an als partizipatives Projekt mit behinderten Menschen aufgesetzt war und das Produkt von ihnen mit-entwickelt und an ihre Bedürfnisse angepasst wurde, war ein Pluspunkt. So stelle ich mir Entwicklungen vor, die wirklich an behinderten Menschen orientiert sind. Auch die leichte und verständliche Bedienung hat mir gefallen. Ich bin gespannt zu sehen, wie weit es die Tasche noch bringt und freue mich schon darauf, mir meine eigene zu kaufen.“

Anna Oestreich

FH Münster, School of Design

Das Foto zeigt eine Nahaufnahme der Tasche Loom. Die Tasche wird quer über die Brust getragen und liegt am Körper an. Man erkennt den Gurt, der mit dem Korpus der Tasche über das Lichtmodul verbunden ist. Das Lichtmodul leuchtet grün und verfügt über schwarze Knöpfe, mit denen man das Modul lösen kann. Die Person, die die Tasche am Körper hält, umgreift sie mit den Händen.

Die Tasche ist von oben dargestellt und ist geöffnet. Neben ihr sind die wichtigsten Dinge in Patricks Alltag auf dem Tisch verteilt. Er ist dabei die Tasche zum ersten mal zu packen und zu konfigurieren. Die Objekte verfügen alle über RFID Sticker. Das Lichtmodul leuchtet Rot.

Patrick steht an einer Bushaltestelle, sein Blick geht in die Ferne. Die Tasche Loom trägt er vor dem Körper. Als Anzeichen, dass alle wichtigen Dinge eingepackt sind, leuchtet das Modul grün.

Auf der Aufnahme ist das Verschlusssystem im Detail zu sehen. Von beiden Seiten schweben Teile der Tasche in das Bild. Links sieht man von unten nach oben die Lasche der Tasche, den Gurt und das Lichtmodul. Sie schweben exakt übereinander. Rechts sieht man die Lasche der Tasche und die Endschnalle vom Gurt. So wird deutlich, dass der Gurt und das Lichtmodul die Seite der Tasche tauschen können.

Patrick sitzt im Bus am Fenster und trägt die Tasche Loom am Körper. Die Tasche ist offen und er ist im Begriff sein Handy einzustecken. Das Lichtmodul leuchtet grün.

Jurierung 2023

Die Nominees stellten der Jury Ihre Projekte in Form von barrierefreien Kurzpräsentationen vor. Neben den eingereichten Unterlagen hatte die Jury durch die persönlichen Präsentationen an physischen Exponaten die Gelegenheit, einen umfangreichen Eindruck der Konzepte zu gewinnen. Die große Bandbreite der unterschiedlichen Entwürfe der Nominierten führten im Anschluss zwischen den Jurymitgliedern unter Einbezug ihrer jeweiligen Expertise zu vielfältigen und regen Diskussionen. Abschließend wählte die Jury im Konsens ein Siegerprojekt aus, das dem Anspruch an einen umfassend inklusiven Design Ansatz im höchsten Maße gerecht wird und exemplarisch aufzeigt, wie empathisch gestalterische Verantwortung bei der Produktentwicklung übernommen werden kann.

Wir bedanken uns herzlich für die großartige ehrenamtliche Tätigkeit der Jury des (be aware) 2023!

Verena Bentele

Präsidentin Sozialverband VdK Deutschland; ehemalige deutsche Biathletin und Skilangläuferin

„Ich bin schon sehr gespannt auf die zu prämierenden Objekte. Design mit allen Sinnen zu erfahren, ist sehr spannend. Ich freue mich auf die Konzepte und die Menschen hinter der Idee.“

Dr. Caroline Günther

Professorin für Barrierefreies Planen und Bauen und Gebäudekunde, Studiengangsleitung Master of Science: Inclusive Design – Inklusive Architektur, Frankfurt University of Applied Sciences

„Gutes Design ist innovativ, interdisziplinär und inklusiv. Es sollte zukunftsorientiert sein und die Teilhabe von allen Menschen fördern.“

Julia Hanisch

Geschäftsführung Stiftung HfG Ulm

„Die Umwelt mit offenen Sinnen erleben und so bereits von der ersten Skizze an eine Selbstverständlichkeit für inklusive Gestaltung etablieren – „design.inclusion e.V.“ setzt sich auf bemerkenswerte Weise für diese Ziele ein.“

Moritz Hartstang

(be aware) Preisträger 2021

„Die Aufgabe von Gestaltung ist es, Menschen etwas Neues zu ermöglichen. Ich freue mich sehr, als Jurymitglied insbesondere Projekte unterstützen zu können, die auf diese Weise Inklusion schaffen.“

Mathias Knigge

Geschäftsführer grauwert GmbH, Büro für Inklusion & demografiefeste Lösungen, Hamburg

„Barrierefreie Zugänglichkeit kann sich nur in einem attraktiven Design für Alle durchsetzen. Dafür brauchen wir gute Projekte, die als Beispiel und Vorbild dienen und die Diskussion anregen können.“

Raúl Krauthausen

Aktivist für Inklusion und Barrierefreiheit; Gründer und Vorstand von Sozialhelden e.V.

„Mir ist diese Juryarbeit ein persönliches Anliegen. Denn sie vereint mein Interesse an Design mit dem Aktivismus für behinderte Menschen. Ich freue mich auf Innovationen, die Inklusion voranbringen.“

Tara Mohnheim

(be aware) Preisträgerin 2021

„Ein Teil dieser Jury zu sein, bedeutet für mich, Projekte unterstützen zu können, die gegen Stereotypen und Hindernisse in der Gesellschaft ankämpfen und damit einen wichtigen Beitrag zu unserem gemeinschaftlichen Leben leisten.“

Janina A. Schmidt

Professorin für Digital Design, Fachbereich Design, Hochschule für Gestaltung Offenbach

„Die Aufgabe des Designs ist es, Barrieren zu minimieren, ohne neue Lücken zu schaffen. Können digitale Technologien in Zukunft Barrieren abbauen, oder werden auf dem Weg dorthin neue Probleme entstehen?“

(be aware) appreciated 2023

In der Jurysitzung entschieden sich die Mitglieder die weiteren 5 Projekte mit einem Preisgeld in Höhe von je 400 € für ihr Engagement für das Thema Inklusion im Design zu würdigen.

Auf dem Bild links zu sehen ist die Gewinnerin Anna Oestreich und dann nach rechts folgend die gewürdigten Nominees Jakob Kilian, Valerie Arnz, Pauline Klimpel, Marie Kurstjens, Jeremias Lange, Felix Cordes und Wei-Ping Lu.


Preisverleihung 2023

Das Museum Angewandte Kunst und der Direktor Matthias Wagner K haben die Preisverleihung des (be aware) 2023, den Verein design inclusion e.V. sowie alle geladenen Gäste exzellent empfangen. Das Museum Angewandte Kunst am Museumsufer der Mainmetropole Frankfurt zeigt Sammlungen insbesondere mit Schwerpunkt im europäischen Kunsthandwerk und Design vom 12. bis zum 21. Jahrhundert und bot somit für die Preisverleihung einen würdigen Rahmen. Die Zeremonie der Preisverleihung und der abschließende Ausklang fand im Foyer des Museums statt.

Nominees 2023

↳ Eine Übersicht der nominierten Projekte ist hier zu finden.